Studierende bauen an der HSG räumliche Interventionen

Mit einem Holzregal und einem Kiosk soll ein Uni-Gebäude in St. Gallen belebt werden. Das Projekt der Professur Momoyo Kaijima und des Soziologen Niklaus Reichle kombiniert Analyse, Entwurf und Selbstbau. Und vereint Architektur- und Wirtschaftsstudierende der ETH und der HSG.

Studierende haben für das Square-Gebäude der HSG in St. Gallen räumliche Installationen entworfen und gebaut.
Studierende haben für das Square-Gebäude der HSG in St. Gallen räumliche Installationen entworfen und gebaut. (Fotos: Sebastian Stadler)

Das Square-Gebäude auf dem Campus der Universität St. Gallen wurde 2022 eröffnet, um die Menschen in und ausserhalb der Universität besser zu vernetzen. Geplant hat das offene und transparente Haus der japanische Architekt Sou Fujimoto, der 2017 Gastprofessor am Departement Architektur der ETH Zürich war.

Oft werden Gebäude anders genutzt als geplant. Architekturstudierende der ETH-Professur von Momoyo Kaijima haben deshalb zusammen mit externe SeiteWirtschaftsstudierenden der HSG in einer Vertiefungsarbeit untersucht, wie der Neubau tatsächlich im Alltag gebraucht wird. Grundlage war eine Forschung des Soziologen und HSG-Dozenten Niklaus Reichle, die er zusammen mit Grégoire Farquet von der Professur Kaijima und dem Journalisten Oliver Kerrison durchgeführt hat. Das Projekt wurde vom Departement Architektur mit einem «Enabling Grant» unterstützt, der neue Initiativen mit einer Anschubfinanzierung fördert. Auch die Intendanz des Square-Gebäudes, die das Haus bespielt, war am Vorhaben beteiligt.

Mit sozialwissenschaftlichen Methoden und architektur-ethnografischen Handzeichnungen habe die Studierenden festgehalten, wie sich die Menschen in den Räumen verhalten. Die Erkenntnis: Viele Leute nutzen den Neubau, um mit Kopfhörern am Laptop zu arbeiten und nicht um mit anderen in Kontakt zu treten. «Das Gebäude funktioniert in gewissen Belangen ähnlich wie eine Uni-Bibliothek, die vor allem für stilles Lernen aufgesucht wird», sagt Grégoire Farquet.

Vergrösserte Ansicht: Projekt «Squares in the Sauare»
Projekt «Squares in the Sauare»
Vergrösserte Ansicht: Projekt «Spinnrad»

Aus ihren Beobachtungen heraus haben die Studierenden kleine Interventionen entworfen, um neue Verhaltensweisen anzustossen und den Raum anders zu aktivieren. Eine Gruppe konzentrierte sich auf die Mitte des Atriums. Um Begegnungen zu fördern, haben die Mitglieder Holzmöbel in Würfelform geplant und gebaut. Sie funktionieren als Sitzgelegenheit, als Regal für eine kleine Selbstbedienungs-Bibliothek oder als Spielbrett für Schach. Aufeinandergestapelt können die Kuben dorthin gerollte werden, wo sie im Haus gebraucht werden.

Ein zweites Team von Studierenden hat einen Kiosk entworfen, der als Küche oder Bar dient. Er besteht aus sechs Modulen, die sich unterschiedlich kombinieren lassen. Der Kiosk kann im oder vor dem Gebäude aufgebaut werden, um die Durchlässigkeit nach aussen zu befördern. Die Stoffbahnen knüpfen an die reiche Textiltradition in St. Gallen an.

An einem Workshop im Februar, zu dem auch die Nachbarschaft eingeladen war, haben die Studierenden die Elemente vor Ort geschreinert und zusammengebaut. Auch der Architekt Sou Fujimoto war während des Semesters anwesend und hat mit den Studierenden über ihre Eingriffe diskutiert. Das Ziel beider Interventionen ist es, das Haus offener und einladender zu gestalten. «Die einfachen Einbauten aus recycelten Materialien geben dem Gebäude einen anderen Ausdruck, es wirkt weniger perfekt und herausgeputzt», sagt Grégoire Farquet.

Das Regal-System und der Kiosk bleiben vorerst im Gebäude, um die Prototypen weiter zu testen. Im Mai plant die Hochschule St. Gallen sie für den Tag der Lehre zu verwenden. Das ist ein erster Erfolg, der den Studierenden zeigt, wie sie mit kleinen Aktionen die beobachteten Verhaltensmuster verändern können. Architektur ist nicht statisch.

Zukunft bauen

Forschungskollektiv Unexplored Realities, Seminar für Soziologie, Universität St.Gallen; Dr. Niklaus Reichle, Handwerk und Material: Andrea Rüeger

Business Behaviorology at Square

Lehrstuhl für Architectural Behaviorology, IEA, D-ARCH, ETH Zürich, Prof. Momoyo Kaijima, Assistent: Grégoire Farquet
ETH-Studierende: Isabel Ammann, Léon Bührer, Tiffanie Genilloud, Laura Kölliker, Yosuke Nakamoto, Amanda Pellizzari, Matthias Bisig, Ali El Mawla, Daniel Kunz, Charlotte Thallinger, Quingyuan Wu
HSG-Studierende: Aron Baumgartner, Alexander Bertignol, Maximilian Breitruck, Dan Büeler, Enzo Cerminara, Louis Felber, Alina Felder, Rahel Felder, Aurelia Fischer, Yannick Fraser, Eric Haas, Simon Hoffmann, Christian Bernard Mathieu, Ben Meyer, Lukas Nick, Angela Perriard, Dominic Vomsattel, Florianne Walliser, Alain Weber

Swiss Window Journeys

Am 12. April findet in der Buchhandlung Never Stop Reading in Zürich eine externe SeiteVeranstaltung zur Publikation «Swiss Window Journeys» statt, die der Lehrstuhl von Momoyo Kaijima herausgegeben hat.

Rothwell Chair 2024

Das Atelier Bow-Wow von Yoshiharu Tsukamoto, Yoichi Tamai und Momoyo Kaijima wurde zum Rothwell Chair 2024 ernannt, externe Seitewie die University of Sydney im März mitteilte. Sie werden die nächsten zwei Jahre an der Universität zu Gast sein.

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